Zum Bild: Die neue Kaserne an der Brabanter Straße um 1910. Das Foto aus dem Stadtarchiv ist im neuen Heft Rund um den Schwanenturm vertreten. REPRO: MGR

Der Schwerpunkt des neuen Heftes vom Klevischen Verein befasst sich mit den beiden Klever Kasernen und warum die Kreisstadt ein halbes Jahrhundert Garnisonsstadt war. Der Blick geht aber auch auf die 150 Stolpersteine in Kleve.

Das Gebäude der neuen Kaserne an der Brabanterstraße überdauerte die beiden Kriege und beherbergte später eine Schule. Dann wurde die Kaserne schnöde abgerissen und an ihrer Stelle standen Baracken für das Katasteramt entlang der Straße oben auf der mächtigen Mauer, die einst das Gelände für viergeschossige Kasernengebäude mit spitzem Dach abstützte. Städtebaulich keine schöne Lösung. Derzeit sind dort die Parkplätze für die Umweltbetriebe, die Feuerwache Kleve steht auf dem Gelände.

Kaserne für eine Garnison war der 1902 eröffnete Bau mit schmucker Fassade eigentlich nur 16 Jahre: 1918, mit Ende des Ersten Weltkriegs, war der Anfang vom Ende des Garnisonsstandortes Kleve.  Julian Krause spürt der Geschichte, warum und wann Kleve „Garnsionsstadt“ wurde mit einquartiertem Militär  anstatt der einst üblichen Bürgerwehren, in seinem Text im neuen Heft Nummer 46. des Klevischen Vereins für Kultur und Geschichte/ Freunde der Schwanenburg „Rund um den Schwanenturm“ nach.

1860/64 begann die Geschichte der Soldaten in Kleve, sie endete nach dem Ersten Weltkrieg. 1925 waren in der neuen Kaserne acht Wohnungen eingerichtet, im sogenannten Stabsgebäude, einem verschnörkeltem Gründerjahrebau mit hohem Ziergiebel und vielen gotisch anmutenden Fenstern, fanden sich zwei Klassen für das Realgymnasium. Letztlich hatte die Stadt mit dem Ende der belgischen Besatzung ihren Rang als Garnisonsstadt eingebüßt, so Krause Die alte Kaserne diente Teilen der Stadtverwaltung und bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gab es keine dauerhafte Truppenstationierung in Kleve.

Das ist ein schönes Stück Stadtgeschichte, das die Redaktion des Heftes mit Julian Krause und Wiltrud Schnütgen  wieder vorgelegt hat und das im Klever Buchhandel zu haben ist. Als bunte Mischung aus Klever Kultur und Geschichte, wie Rainer Hoymann als 1. Vorsitzender mit Blick auf den Vereinsnamen auf den Inhalt neugierig macht. Und Hoymann verspricht, dass man gerade mit Bildmaterial vom alten Kleve künftig nachlegen werde. Wobei schon Krauses Beitrag nicht mit historischem Bild-Material geizt, so dass man zumindest von der neuen Kaserne einen ziemlich genauen Eindruck bekommen kann.

Einen Einblick in die Arbeit des Stadtarchivs zeigt  Katrin Bürgel auf, die ein Kinderarchiv bietet – und  das schon für Grundschulen. Aber auch weiterführenden Schulen stehen die Tore für Führungen und Einführungen weit offen, beschreibt Bürgel ihre Einrichtung. Und viele haben es auch schon benutzt – trotz aller Probleme rund um Corona.

 Gut, dass in dem neuen Rund um den Schwanenturm der Abschlussvortrag zur Stoplerstein-Verlegung von Helga Ullrich-Scheyda verschriftlicht ist – beschreibt er doch den Kontakt mit Betroffenen und ihren Nachfahren, wie die Geschichte des Hauses Andler zeigt. Ein Bericht, der vielen Betroffenen aber auch ein Gesicht gibt mit historischen Bildern. Und leider auch eine Erkenntnis offenbart: So mancher erfuhr, dass antisemitisches Gedankengut auch nach Kriegsende fortwirkte. „Mir ist es wichtig, dass neben der Erinnerung durch die Stolpersteine auch die dahinterstehenden Lebensgeschichten präsent bleiben“ schreibt Ullrich-Scheyda. Aus den wenigen Beispielen, die sie  im Heft beschreibt, wird deutlich, wie wichtig es ist, „keinen der Menschen mit ihren ganz individuellen Lebensgeschichten zu vergessen.“

Clemens Giesen wiederum erinnert an eine alte Ansicht Kleves, die die Münze auf einem Bild von Achilles Moortgat zeigt. Und auf einem Foto findet der Restaurator auch den  Blick darauf von der anderen Seite. Thomas Velten wiederum entdeckte in Berlin eine Skulptur der Minerva, die der Göttin im Klever Park (und vor allem dem Original im Kurhaus) sehr ähnlich ist. Und das nicht von ungefähr, schließlich sei die elegante Klever Göttin das Vorbild  für ihre Berliner „Schwester“ gewesen, vermittelt der Autor.

Rainer Hoymann wiederum macht noch einmal neugierig auf die  römische Geschichte in Niedergermanien.


INFO

Ein Stück Klever Geschichte

Heft Nummer 46 Das neue Heft des Klevischen Vereins für Kultur und  Geschichte / Freunde der Schwanenburg „Rund um den Schwanenturm“ ist für 4,20 Euro im Klever Buchhandel zu haben. Die Redaktion haben Wiltrud Schnütgen und Julian Krause. Das Heft hat 56 Seiten und zahlreiche, zumeist historische Abbildungen.

Quelle (Text & Bild): RP Online, Matthias Grass, 29.08.2023