Foto: Rainer Hoymann, Helga Ullrich-Scheyda und Katrin Bürgel mit dem nun erschienenen Band.

Helga Ullrich-Scheyda legt ihre Arbeit über die Geschichte der Synagoge und der jüdischen Schule in Kleve vor.

Angefangen hat es als Beitrag des Kalenders für das Klever Land, sagt Helga Ullrich-Scheyda. „Dann bin ich aber auf immer mehr Quellen gestoßen, die unglaublich interessant waren“, sagt die Historikerin. Vor 200 Jahren wurde die Synagoge in Kleve eingeweiht, in diesem Jahr wird 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert. Helga Ullrich-Scheyda legt nun ihren Band „200 Jahre Einweihung der Klever Synagoge“ vor. 76 Seiten sind es am Ende geworden, als Heft 4 der Reihe „Beiträge zur klevischen Geschichte“ vom Klevischen Verein für Kultur und Geschichte und vom Stadtarchiv Kleve herausgegeben.

Es ist freilich nicht der erste Beitrag im Festjahr. Am 24. August hatte es eine szenische Lesung auf dem Synagogenplatz gegeben, damals begann auch die Ausstellung in den Räumen der Volkshochschule. Am 9. November wurde die Lesung im Rahmen der Veranstaltung zum Gedenken an die Pogromnacht im November 1938 wiederholt, inzwischen ist sie auch als dreiteiliger Podcast zu hören.

Nun, zum Abschluss des Projektes, das in Kooperation zwischen dem Klevischen Verein und dem Stadtarchiv durchgeführt wurde, erscheint das Heft, das die Forschungsergebnisse noch einmal in ausführlicher Form zusammenfasst. Die Beiträge zur klevischen Geschichte sind beliebt, wie Wiltrud Schnütgen erzählt. So ist zum Beispiel die erste Ausgabe, Bert Thissens Recherche zur Schreibweise Kleves, schon vergriffen. Wer die Reihe nahtlos fortsetzen möchte, sollte sich also nicht allzu viel Zeit lassen.

Die Arbeit beinhaltet die Geschichte der Synagoge sowie der ebenfalls 1821 erbauten jüdischen Schule und beschäftigt sich mit den dort tätigen Vorsängern und Lehrern. Ausführlich wird die Einweihung im Jahre 1824 geschildert, die ein gesellschaftliches Ereignis in Kleve war, an der nicht nur die jüdische Gemeinde, sondern auch die Bürgerschaft teilnahm. Die Entwicklung der Gemeinde im 19. Jahrhundert wird ebenso beschrieben wie die der jüdischen Schule. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten beendete die Entwicklung abrupt. Dies wird auch bei der Schilderung des Schicksals der Lehrer und der Zerstörung der Synagoge 1938 deutlich. Das letzte Kapitel befasst sich mit der Zeit nach 1945. Hier geht es um den Umgang mit dem Grundstück, etwa als Parkplatz, und den langen Weg bis zur Errichtung der Gedenkstätte, die 2002 eingeweiht wurde. Das Heft ist reich bebildert, im Stadtarchiv fanden sich zahlreiche Abbildungen der Synagoge, wie Kleves Stadtarchivarin Katrin Bürgel erzählt. Schließlich war die Synagoge reizvoll gelegen und ein beliebtes Motiv.

Die Mitglieder des Klevischen Vereins bekommen die Broschüre kostenlos als Jahresgabe zugeschickt, außerdem ist sie für fünf Euro im Buchhandel erhältlich. ISBN 978-3-936813-12-2

 

Quelle: RP Online, Ludwig Krause, 20.11.2021