Friedrich Wilhelm von Brandenburg, auch der große Kurfürst genannt, erbte das Herzogtum Kleve und führte die Stadt wieder zur Blüte. Er wurde am 16. Februar 1620 geboren.

Dass Kleve Schauplatz internationaler Politik war, in der der Friede zwischen zwei Krieg führenden Parteien geschlossen wird und das Deutsche Reich davor bewahrt wird, in den englisch-niederländischen Krieg hineingezogen zu werden, ist lange her. 1666 wurde der Friede zwischen Münster und den Niederlanden geschlossen. Es ist wohl das letzte Mal, dass die Stadt auf die große politische Bühne tritt, auf die Jahrhunderte zuvor auch die Klever Herzoge strebten. Da lagen Stadt und das Herzogtum im Mittelpunkt der Mächte Europas. Doch 1666 war das Zentrum der Macht im Osten, dort wo sie auch heute noch ist: in Berlin. Kleve war die dritte Residenzstadt Brandenburgs neben Königsberg und der Hauptstadt.

Dass Kleve Residenz wurde, hatte die in den Kriegswirren des 30-jährigen Krieges heruntergekommene Herzogstadt dem Erbe der „ausgestorbenen“ Herzöge von Kleve zu verdanken: Friedrich Wilhelm von Brandenburg, auch der Große Kurfürst genannt. 1640 hatte der Brandenburger in Kleve-Mark-Ravensberg und 1653 der Pfalzgraf Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg in Jülich-Berg die Regierung ihrer jeweiligen Erbgüter angetreten. 1651 wurde noch im so genannten „Kuhkrieg“ versucht, die Territorien zu vergrößern. Auch hier wurde 1666 Frieden geschlossen und im Vertrag von Kleve zwischen Pfalz-Neuburg und Brandenburg ein endgültiger Erbausgleich geschlossen, schreibt Ursula Geisselbrecht-Capecki, künstlerische Leiterin des Museums B.C. Koekkoek-Haus im Buch „Der Niederrhein“, das zur Ausstellung im damaligen Museum Haus Koekkoek der Sammlung Angerhausen erschienen war. Die Territorien wurden geteilt, Kleve war jetzt brandenburgisch.

„Am 16. Februar 1620, vor 400 Jahren, wurde der Große Kurfürst geboren, der die umwälzenden Änderungen, die durch seine Übernahme des Herzogtum Kleve erfolgten, angestoßen hat“, sagt Klaus Brennecke, Ehrenpräsident des Comitato Dante, der vor dem Probus-Club über Friedrich-Wilhelm referierte. Tatsächlich hat Kleve den Aufschwung im 17. Jahrhundert dem Brandenburger zu verdanken. Denn dass der heute in Kleve so verehrte Johann Moritz von Nassau-Siegen als Statthalter so schalten und walten konnte, wie er es tat, verdankt die Stadt dem Großen Kurfürsten, der Moritz 1647 einsetzte. „Dieser verstand es, in dem leidgeprüften Kleve (…) den Wiederaufbau erfolgreich zu betreiben, Kultur und Kunst zur Blüte zu verhelfen“, so Geisselbrecht-Capecki. Kennengelernt hatte der Kurfürst den Nassauer bei den Kämpfen um Schenkenschanz 1636.

Brennecke erinnert sich, dass früher im Wohnzimmer seines Elternhauses an der Königsallee ein Foto vom Kleinen Markt in Kleve mit dem Denkmal des Großen Kurfürsten hing. Wie in vielen anderen Klever Häusern auch. „Man wusste damals um die Verdienste Friedrich Wilhelms von Brandenburg“, sagt Brennecke. Er erzählt, dass das Standbild, das heute vor der Schwanenburg steht, zur Feier der 300-jährigen Zugehörigkeit Kleves zu Preußen von Kaiser Wilhelm persönlich eingeweiht wurde, nachdem ein Salut von 101 Schüssen der auf dem Schlossberg aufgestellten Batterie des Clevischen Feldartillerie-Regiments über Land gedonnert war.

Seit 1972 steht das im Krieg beschädigte, wieder restaurierte Standbild des Kurfürsten vor der Schwanenburg. Zwar regierte Friedrich-Wilhelm nach Antritt seines Erbes weiter in Berlin und Küstrin, doch mit Louise Henriette von Oranien, die er 1646 geheiratet hatte, hielt er von 1647 bis 1649 durchgehend Hof in Kleve. Hier war er auch, als 1652 und 1666 seine Schwägerinnen Albertina Agnes und Maria von Oranien heirateten, hier wurde 1648 sein früh verstorbener Sohn Wilhelm Heinrich geboren.

Der calvinistische Fürst brachte seinem Land insgesamt einen Modernisierungsschub, wovon später Preußen profitieren sollte. Friedrich Wilhelm starb 1688 und ist im Berliner Dom beigesetzt. Von ihm blieb in Kleve nur das große Reiterstandbild von 1909 vor der Schwanenburg. Es gibt noch den Kurfürstengrill und es gab lange Jahre neben Haus Koekkoek die Gastwirtschaft „Zum Kurfürst“.

Brennecke regt an, ob man nicht eine Straße oder einen Platz in Kleve nach dem Mann bennenen müsste, der das Erbe der Klever Herzöge antrat und Kleve nach den Verheerungen des 30-jährigen Krieges wieder zur Blüte führte. „Ich denke da an den neuen Bahnhofsvorplatz, der noch keinen Namen hat und gerade jetzt mit großem Aufwand hergerichtet wird. den könnte man Kurfürstenplatz nennen“, sagt Brennecke.