Manche Klever Bürger hatten großen Einfluss in der Landesherrschaft. Manuel Hagemann stellte einige vor.

Links ist die Schwanenburg, groß und stolz, rechts die Stiftskirche mit hohen, spitzen Türmen. Dazwischen die Mühle, dazu viele Türmchen und Giebel, das alles umschlossen von einer roten Mauer. Kleve im Mittelalter. Unangefochtene Zentrale der gleichnamigen Grafschaft und des späteren Herzogtums war Kleve allerdings nicht. Der aus Kranenburg stammende Historiker Manuel Hagemann hat nun seine Dissertation über Kleve von der Mitte des 14. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts geschrieben. Daraus resultierte sein Vortrag „Kleve als Residenzstadt im Spätmittelalter“, den er am Freitagabend auf Einladung des Klevischen Vereins im Haus Koekkoek hielt.

Wesel war reicher
Gute Nachricht für die Kalkarer: Zwischen 1260 und 1340 stellte der Klever Graf doppelt so viele Urkunden auf der Kalkarer Monterburg aus wie auf der Schwanenburg. Doch dann verlegte der Graf den Marienstift von Kalkar nach Kleve, weil es hier bessere Versammlungs- und Beherbergungsmöglichkeiten gab.

Hundert Jahre später zog es den Herzog dann nach Büderich, war sein Territorium doch stark angewachsen. Wesel lag da einfach zentraler als Kleve, außerdem war es die reichere Stadt. Hagemann: „Die Grafen und der erste Herzog hatten ihre Rolle systematisch, aber nicht immer geradlinig ausgebaut.“

Das versuchten auch einige Klever Familien. Manuel Hagemann berichtete von der Familie Heymerik, die über mehrere Jahrzehnte Schlüsselpositionen in Grafschaft und Herzogtum einnahm. Aber auch andere Klever schienen den Herrschern offenbar vertrauenswürdig, bevor dann im 15. Jahrhundert eine gegenläufige Entwicklung einsetzte.

„Zuerst übertrumpften reiche Weseler Familien die Klever“, stellte Hagemann fest. „Nach 1450 verdrängten dann die ritterlichen Familien die Bürger.“ Arnold Heymerik, Dekan des Xantener Viktorstifts, schrieb noch 1489 einige frustrierte Zeilen über den Absturz seiner Familie. Dabei sei die ja sogar in den Wandbildern auf der Schwanenburg verewigt.

Gegensatz zu den Geistlichen hatten Bürger studiert
Mit der Ewigkeit ist das so eine Sache. Manuel Hagemanns Vortrag zeigte sehr klar, wie sehr Einflussmöglichkeiten und Positionen sich im Laufe der Jahrzehnte wandelten. Nicht zuletzt professionalisierte sich die Verwaltung.

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts übernahmen Bürger die Arbeit in der Kanzlei von den Geistlichen, die sie die lange Zeit davor geleistet hatten. Und im Gegensatz zu den Geistlichen hatten die Bürger Universitäten besucht, Hagemann weist akademische Abschlüsse in Köln, Löwen und sogar Heidelberg nach. Letztlich war der Weg von der Residenzstadt zur Provinzstadt aber wohl dennoch unausweichlich.

Quelle: NRZ, Andreas Daams, 05.11.2018