Kleve blickt auf 776 Jahre Stadtgeschichte zurück. Grund genug zu erzählen, wie es dazu kam und was daraus wurde. Eine etwas andere Chronik…

Was ist das nur für eine tolle Stadt – Kleve!

Wir haben uns ja doch irgendwie daran gewöhnt, dass die Schwanenburg uns empfängt, wenn wir die Kreisstadt ansteuern. Wir wissen vielleicht auch um den tollen Kurpark, um das gärtnerische Vermächtnis von Johann Moritz von Nassau-Siegen. Wir haben im Hinterkopf, dass Joseph Beuys hier wirkte, dass Kleve eine Kurstadt war, ja, dass sogar eine von uns, Anna von Kleve, Gemahlin von Heinrich dem VIII. wurde – und es sogar überlebte.

Und doch spürt man die ganze geschichtliche Größe und Lebendigkeit oft erst dann, wenn man angestubbt wird, ‘mal bewusst d’raufzuschauen.

Ein wichtiger Moment für die Klever Stadtgeschichte. Graf Adolf von Kleve wird durch König Sigismund 1417 in den Herzogstand erhoben.
Foto: Ulrich Riechental

Viele tolle historische Fotos sind im Buch

Wenn das „Normale“ zum Besonderen wird, weil es eben gar nicht normal sondern besonders ist. Geschichtsbücher, Chroniken, alte Fotos helfen dabei, sich der Geschichte und den Menschen, die diese Geschichte(n) schreiben, bewusst zu machen.

Umfassend und kompakt, kurze Texte, spannende Geschichten
Acht Autorinnen und Autoren haben das nun in und für Kleve geschafft – sie haben ein Geschichts-, eher noch ein Geschichtenbuch über Kleve geschrieben, das vielleicht auch die Klever selbst staunen lässt. „Kleve. Schlaglichter der Stadtgeschichte“ nennt sich das entdeckungsreiche und mit bemerkenwerten Fotos und Texten gespickte Buch.

Bert Thissen, Stadtarchivar und das lebendige Gedächtnis dieser großen alten Stadt, und sieben Schreiberinnen und Schreiber haben sich da zusammengesetzt und die Geschichte der Stadt neu ins Licht gesetzt.

Kleves Bürgermeisterin Sonja Northing (2.v.li.) bekam von Bert Thissen (links), Wiltrud Schnütgen und Andreas Gebbink das erste Exemplar des Buches “Kleve – Schlaglichter der Stadtgeschichte” überreicht.
Foto: Stadt Kleve

775 Jahre Stadtgeschichte

Im vergangenen Jahr feierte Kleve 775-jähriges Stadtrechtsjubiläum – die „Schlaglichter“ laden dazu ein, einen gemütlichen und intensiven Bummel durch die Jahrhunderte zu machen – von der ersten urkundlichen Erwähnung Kleves im Jahr 1092 bis zur Gründung der Hochschule Rhein Waal in 2009. Was für eine Entwicklung.

In kurzen Texten erzählen die Autoren und Autorinnen das, was Kleve bis heute prägt. Kein historisches Lexikon ist das geworden, aber ein praktisches, leicht zu lesendes Erzählbuch – ein lockerer Überblick über die Jahrhunderte.

„Für mich ist dieses Buch der Auftakt für eine intensivere Auseinandersetzung mit der Klever Stadtgeschichte. Die Stadt hat ja auch bereits 100.000 Euro für eine umfassende, wissenschaftliche Stadtgeschichte in den Haushalt eingestellt. Ich denke, dass unser Buch da ein gutes Appetithäppchen ist“ sagt Andreas Gebbink, einer der Autoren und Chef der NRZ-Lokalredaktion vor Ort.

Die Werksbuchhaltung der Margerine-Union. Um 1958.
Foto: Mosbach/Stadt Kleve

„Kleve verfügt über eine wirklich herausragende, historische Identität“

Bislang verfügt Kleve über keine zusammenhängende Stadtgeschichte – die jüngste stammt aus dem Jahre 1879. „Die Kürze der Texte verleitet hoffentlich auch weniger Geschichtsinteressierte dazu, sich mit der Klever Historie auseinandersetzen. Die Stadt hätte es verdient“, sagt Andreas Gebbink. „Denn Kleve verfügt über eine wirklich herausragende, historische Identität.“

Kaiser Wilhelm II. 1909 auf dem Kleinen Markt.
Foto: Wilhelm Ballizany

Wohl war. Ob es der Besuch von Kaiser Wilhelm II. war, der 1909 das Hohenzollerndenkmal auf dem Kleinen Markt enthüllte. Oder der Eintritt ins Zeitalter der Großindustrie 1888, als die Klever „op de botter“ arbeiteten und die van den Bergh’schen Margarinewerke zentnerweise „Kunstbutter“ herstellten.

Ob es die Erinnerung an die Gondolieres ist, die ihre Bötchen durch den Hafen schaukelten (um 1900) oder jene mittelalterliche Zeit, in der die Stadt gleich zweimal vom „roten Hahn“ heimgesucht wurde. Ob es die brennenden Synagogen sind (1938) oder die Armenhäuser in der Breiestege im 16. Jahrhundert. Es gibt viel, das lohnt, nicht vergessen zu werden.

Übrigens: Ohne einen seltsamen Tauschhandel, an dem ein Adeliger namens Liuppo beteiligt war, wüssten wir heute gar vielleicht gar nicht, dass es Kleve gibt…

Das Buch

Das Buch umfasst die (überarbeiteten) Beiträge, die ein Jahr lang in der gleichnamigen Serie in der Klever Lokalausgabe dieser Zeitung erschienen sind.
Zu den Autoren gehören: Andreas Daams, Andreas Gebbink, Bert Thissen, Helga Ullrich-Scheyda, Ralf Daute, Ursula Geisselbrecht-Capecki, Wilhelm Diedenhofen, Wiltrud Schnütgen.
Herausgeber ist der Klevische Verein. Finanziell unterstützt wurde es vom Klevischen Verein, von der Stiftung Presse Haus NRZ und von der Stadt Kleve.
Das Buch ist in allen Buchhandlungen der Region [und im Schwanenturm] erhältlich.

„Kleve – Schlaglichter der Stadtgeschichte“ ist im Klartext-Verlag erschienen, umfasst 228 Seiten und kostet im Handel 19,95 Euro.
(ISBN: 9783837519488)

Quelle: NRZ “Wir am Niederrhein”, Heike Waldor-Schäfer, 27.10.2018