Der Arbeitskreis Kermisdahl-Wetering hatte zu einer Tagung über das Kulturerbe Alter Tiergarten eingeladen.

Die historischen Parkanlagen, das schöne Amphitheater, der alte Forstgarten und nicht zuletzt der Moritz-Kanal ziehen Jahr für Jahr nicht nur Klever, sondern auch zahlreiche Besucher an. Die Gärten des Neuen Tiergartens im Nordwesten Kleves sind ein Pfund, mit dem die Stadt wuchern kann. Die Anlagen werden seit Jahrzehnten gepflegt, stehen unter Denkmalschutz. Der Klevische Verein für Kultur und Geschichte, insbesondere der Arbeitskreis Kermisdahl-Wetering, wünscht sich eine solche Aufmerksamkeit auch für den Lustgarten, die Galleien, den Sternbusch, also den Bereich des Alten Tiergartens. Um diesem Wunsch Nachdruck zu verleihen, hatten die engagierten Mitglieder des Arbeitskreises um Gerlinde Semrau-Lensing jetzt zu einer Tagung in die Stadthalle Kleve eingeladen. Das Interesse war groß: Rund 90 Teilnehmer hatten sich angemeldet.

„Ziel dieser Veranstaltung ist es, die Stadt Kleve mehr einzubeziehen“, erklärte Semrau-Lensing. „Die Gärten sind doch unser Erbe. Wer hat schon solche Anlagen vor der Tür“, appellierte sie an mehr Engagement seitens der Stadt.

Hintergrund für den Aufruf ist das sogenannte Parkpflegewerk „Alter Tiergarten/Galleien“, ein der Klever Politik vor gut einem Jahr vorgestelltes Fachgutachten, das die Historie der Anlagen dokumentiert, aber eben auch zukünftige Maßnahmen vorschlägt und Perspektiven für den Erhalt und die Entwicklung aufzeigt (NRZ berichtete).

Bisher wartet man auf eine Stellungnahme und Vorschläge der Stadt, „damit es weitergehen kann“, wie es Hermann von Ameln, langjähriger Honorarkonsul der Niederlande und Schirmherr des Alten Tiergartens, ausdrückte. Es seien schon viele Fortschritte gemacht worden, so von Ameln, der die Tagung moderierte. Er sei sich bewusst, dass die Stadt vor drängenderen Aufgaben stehe, sagte er mit Blick auf die vielen aktuellen Baustellen. „Doch erst wenn die Stadt Stellung nimmt, kann auch der Rat über Maßnahmen beschließen. Der Arbeitskreis ist einfach in Sorge, dass die Anlagen in Vergessenheit geraten.“

„Wir wollen den Wert der Parkanlagen wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung holen“, sagte Landschaftsarchitekt Ludger Baumann. „Wir wollen die Klever Politik motivieren, aktiv zu werden.“

Der Alte Tiergarten stehe bei der Bevölkerung nicht in gleichem Maß im Fokus wie es der Bereich des Forstgartens tue, sah auch Joachim Schmidt, stellvertretender Bürgermeister. Er bedaure, sagte Schmidt, dass der Tiergarten nicht so präsentiert werde wie Johann Moritz von Nassau ihn konzipiert hatte. „Wir sind auf Veranstaltungen wie die heutige angewiesen. Sie geben neue Denkanstöße“, meinte Schmidt. „Setzen Sie Impulse“, rief er die Anwesenden auf.

„Was macht unsere Stadt denn authentisch und unverwechselbar“, fragte Rainer Hoymann vom Klevischen Verein. Natürlich sei es die Schwanenburg, es sei aber auch das Erbe von Johann Moritz, das es zu erhalten gelte. „Es müssen viele daran mitwirken, das kulturelle und gärtnerische Erbe der Stadt wach zu küssen.“ Für Stadtarchivar Bert Thissen war es ein „verpflichtendes Erbe der Stadtgeschichte“, das bei allen Interessenskonflikten, die etwa durch Wohnungsbau oder Infrastruktur entstünden, dennoch bewahrt werden müsse.

Quelle: NRZ, Claudia Gronewald, 17.09.2018