Arkadien nannte Johann Moritz von Oranien-Nassau die Ideallandschaft vor dem Klever Schloss. Heute erinnert daran im „Alten Park“ nicht mehr viel.

Man kann sie noch erahnen, diese Pracht, diese wundervolle barocke Gartenkunst und die landschaftsprägenden Ideen des Johann Moritz von Nassau-Siegen, einst Statthalter in Kleve (1647-79). Bis in die Rheinebene und weit in die Landschaft hinein entstanden unter seiner Regie weitläufige Garten- und Parklandschaften, Naturkunstwerke, die sogar in Berlin und Versailles für Aufmerksamkeit sorgten.

Große Alleen, aufsteigende Terrassen, Springbrunnen und Fontänen, Teiche und Skulpturen, Blickachsen, die heute noch begeistern können – und könnten, wenn sie denn – nun ja, wenn sie alle denn gepflegt, geschätzt und geschützt würden.

Sternförmige Alleen, parallel angeordnet

Zwei prächtige Parklandschaften umschlungen einst das feine Kleve, beide mit sternförmigen und parallel angeordneten Alleen und weiten Sichtachsen.

Gut erhalten geblieben sind im Nordwesten der Stadt der „Neue Tiergarten“ mit Amphitheater und dem 1600 Meter langen Prinzenkanal.

Von seinem auf der Anhöhe gelegenen Sitz im Amphitheater, soll, so heißt es, Johann Moritz oft gesessen und den Blick auf die Weite der Landschaft mit Kanal und Sichtachse zum Eltener Berg genossen haben.

Von der Pracht des „Alten Tiergartens“ jedoch, ein Hügelzug westlich und südlich des Altrheines und eine Niederung am rechten Ufer, ist nicht so viel mehr zu sehen. Vergessene Gartenkunst, zugewachsen, zugebaut, schöne Aussichtspunkte als solche kaum mehr zu erkennen.

Perlen einer Kulturlandschaft

Der Klevische Verein und sein Arbeitskreis Kermisdahl-Wetering werden seit Jahren nicht müde, auf die Bedeutung der historischen Garten- und Parkanlagen in ihrer Gesamtheit hinzuweisen. „Wer hat schon kurfürstliche Parkanlagen vor der heimatlichen Haustür?“ sagt Gerlinde Lensing. „Unser Kulturerbe droht vergessen zu werden“, ergänzt Landschaftsarchitekt Ludger Baumann.

Nicht nur die Jahrhunderte sondern auch der Zweite Weltkrieg haben den Gartenanlagen zugesetzt. Und es waren vor allem engagierte Bürger, die der öffentlichen Hand immer wieder auf die Sprünge halfen – so dass vor allem im „Neuen Tiergarten“ die Gartenanlagen „wieder als Perlen grenzüberschreitender Kultur und Geschichte“, (Hermann van Ameln, lange Jahre Honorarkonsul der Niederlande), erfahrbar werden.

 

Der Arbeitskreis hat ein Parkpflegewerk in Auftrag gegeben und der Politik vorgelegt

„Aber dieses großartige kulturelle Erbe muss gepflegt werden“, sagen Gerline Lensing und Ludger Baumann. „Es muss dauerhaft geschützt werden und soll doch auch weiterhin und in voller Größe über Kleve hinausstrahlen.“ – Wie schon Johann Moritz sagte: „Bauen, Graben, Pflanzen, laßt Euch nicht verdriessen, die nach uns kommen, sollens noch genießen!“

Das Genießen ist für die Freunde der Klever Gartenkunst nicht immer so einfach. Die kümmern sich seit 15 Jahren um den Erhalt von Lustgärten, Orangerien, Tiergarten und Co. Unzählige Gespräche mit Politikern, Projektplanern, Denkmalpflegern, Historikern und Behörden hat das ehrenamtliche Team um Gerlinde Lensing hinter sich gebracht.

Die Klever Gartenanlagen sind ein einzigartiges historisches Zeugnis

Sogar ein „Parkpflegewerk“ hat der Arbeitskreis Kermisdahl-Wetering in Auftrag gegeben und der lokalen Politik vorgelegt – auch, damit niemand mehr sagen kann: „Ja, wo sollen wir denn überhaupt anfangen?“ Oder: „Ja, was ist denn eigentlich zu tun?“

295 Hektar groß ist das „vergessene“ Areal – mit Burgberg und Schwanenburg, mit Prinz-Moritz-Park, den bewaldeten Hängen entlang Kermisdahl und Wetering (den Altarmen des Rheins), dem Alten Tiergarten und den Galleien.

Galleien – dieser Name leitet sich von Alleen ab. „Freudental“ nannte Johann Moritz diese halbkreisförmige Ebene, die durch den Kermisdahlbogen und die dahinterliegende Hügelkette begrenzt wird und wie ein natürliches Amphitheater aussieht.

 

Die Klever Parkanlagen sind heute noch die Visitenkarte der Stadt

Auch das Lensing-Team weiß natürlich, dass man nicht von heute auf morgen die Nassauer Allee etwa wieder mit 600 doppelreihigen Linden versehen kann und dass nicht jede Sichtachse so einfach freizuschneiden ist. Aber man könnte ja ‘mal anfangen, etwa mit behutsamen Zurückschneiden allzu dichter Vegetation.

Oder mit der Sicherung der Flächen in den Galleien als Grün- oder Weideland – damit nicht weiter bebaut wird. Oder mit dem Austausch der verwitterten römischen Repliken am Grabmal des Fürsten Johann Moritz.

„Die Klever Parkanlagen sind noch heute die Visitenkarte unserer Stadt“, sagt Gerlinde Lensing. „Ihr Erhalt ist jede nur mögliche Anstrengung wert!“

Wilhelm Diedenhofen hat ein 40 Seiten starkes Heftchen verfasst: „Klevisches Arkadien – Alter Tiergarten“, mit Infos, Kartenmaterial, Anregungen. 4,50 Euro, erhältlich u. a. in den Klever Museen.

 

Vom Klever Statthalter Johann Moritz Statthalter Johann Moritz von Oranien-Nassau ist für die Klever Residenz ein Wahlspruch überliefert: „Bauen, Graben, Pflanzen, laßt Euch nicht verdriessen, die nach uns kommen, sollens noch genießen!“
– Das könnte auch das Motto der vom LVR geförderten Tagung Tagung sein, zu der [am 14.09.] mehr als 90 Teilnehmer in der Stadthalle Kleve erwartet werden. Beginn: 10 Uhr, Blauer Salon.
Teilnehmer aus Aachen, Köln und Kevelaer haben sich ebenso angemeldet wie aus Bedburg-Hau, Kranenburg, Nimwegen und Emmerich. Die Tagung endet mit einer geführten Parkbegehung.

Quelle: NRZ, Heike Waldor – Schäfer, 13.09.2018