Vereinsgeschichte

Die Geschichte des Klevischen Heimat- und Verkehrsvereins e.V.

Heinz Scholten, Rund um den Schwanenturm 1995:

Am 23. März 1953 bildete sich der Klevische Heimat- und Verkehrsverein in seiner heutigen Form aus dem Klever Heimatbund durch Änderung des Namens und der Satzung sowie einer Erweiterung der Aufgaben. Zu diesem Zeitpunkt konnte man nach weitgehendem Abschluss der Wiederaufbauarbeiten wieder darüber nachdenken, wie früher auswärtige Besucher für die Schönheiten und Vorzüge der Stadt zu interessieren und zu einem Besuch des alten „Bad Cleve” und späteren Luftkurortes einzuladen. So ergaben sich Überlegungen, den alten Verkehrsverein, der vor dem Krieg erfolgreich gearbeitet hatte, wieder ins Leben zu rufen. Doch „man zog es aus verschiedenen Gründen vor, ihm nicht die Form einer selbständigen Körperschaft zu geben, sondern ihn mit dem Klever Heimatbund, der schon früher seine Tätigkeit wiederaufgenommen hatte, zu vereinigen”(1). Der Vorsitzende des „Klevischen Heimatbundes e.V.”, Bürgermeister Dr. Josef Stapper, lud am 23. März 1953 zur Generalversammlung in den Saal des Hotels Bollinger ein. Die unter Zugrundelegung der Mustersatzungen des Landesverkehrsverbandes erstellte geänderte Satzung wurde einstimmig angenommen, Dr. Stapper ebenso zum 1. Vorsitzenden wiedergewählt. Mit der Satzungsänderung erhielt der Verein den neuen Namen „Klevischer Heimat- und Verkehrsverein e.V.”(2). Die Änderung im Vereinsregister erfolgte am 21. August 1953, die Eintragung der Auflösung des „Städtischen Verkehrsvereins e.V.” am 31. Juli (3). Dr. Stapper blieb bis zu seinem Tode 1. Vorsitzender. Sein im Januar 1957 von der Mitgliederversammlung gewählter Nachfolger Dr. Heinz Will musste schon im September wegen beruflicher Überlastung sein Amt abgeben. Franz Matenaar übernahm einige Monate kommissarisch die Leitung, bis am 28.4.1958 Dr. Heinrich van Ackeren zum Vorsitzenden gewählt wurde. Nach über 17 Jahren verdienstvoller Tätigkeit an der Spitze des Vereins wurde er Ehrenvorsitzender. Von 1975-1981 stand Peter Theissen dem Verein vor, seit dem 20.7.1981 ist Heinz Scholten 1. Vorsitzender (2). Verfolgen wir nun die Geschichte des Verkehrsvereins und des Heimatbundes weiter zurück, so stellen wir fest, dass deren Tradition bis in die sechziger und siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts zurückgeht. Bleiben wir zunächst beim Heimatverein und lassen als Chronisten Dr. Friedrich Gorissen sprechen:

„In Kleve gab und gibt es, wie an so vielen Orten, einen Heimatverein. Ich schildere mit knappen Worten seine Entwicklung. Am 1. Juli 1864 berief der Rat der Stadt Kleve einige Stadtverordnete und Bürger in eine „Commission zur Sammlung von Altertümern”

Diese amtliche Kommission, deren eigentliche Aufgabe es war, das neue Städtische Museum zu betreuen, entwickelte sich durch Wahl und freiwilligen Beitritt zum „Altertümer-Sammlungs-Comite”, später kurz Altertumsverein genannt.”(4) Der Verein hatte nur wenige Mitglieder, die alle über spezielle archäologische Kenntnisse verfügten. „Im Jahre 1896 konstituierte sich der Verein neu, und der Gymnasiallehrer Professor Dr. G. Mestwerdt, ein hervorragender Archäologe, wurde zum Vorsitzenden gewählt. Der Verein hatte nun über 100 Mitglieder, welche im Sommer unter Führung des Vorsitzenden gemeinsam Grabungen durchführten und sich im Winter zu Vorträgen versammelten (5)”. Bis zum Jahre 1903 behielt der Altertumsverein mit seinem Namen auch die speziell archäologische Zielsetzung bei (5). Dann stieß eine Gruppe von Mitgliedern des „Historischen Vereins für den Niederrhein” um Dr. Robert Scholten, allesamt Liebhaber der mittelalterlichen Landesgeschichte, zum Altertumsverein und bewirkte seine Umwandlung in den „Klevischen Altertums- und Geschichtsverein”. Hierdurch trat eine enorme Belebung ein. Vorsitzender blieb Prof. Dr. Mestwerdt, die Mitgliederzahl stieg auf über 170 an. Unter dem Titel „Niederrheinischer Geschichts- und Altertumsfreund” wurde – als Gratisbeilage zum Clevischen Volksfreund – eine Halbmonatszeitschrift herausgegeben. Bald nannte sich der Verein auch „Klevischer Geschichts- und Altertumsverein”. Ziel war es, „nicht nur die Sammlung von Altertümern zu bereichern, die vom früheren Verein gepflegt und der Stadt als Eigentum übergeben war, sondern auch den Sinn für die Geschichte des heimischen Landes… zu erwecken und zu fördern (6)”. Seitdem Jahre 1911 gab der Verein eine eigene, jährlich erscheinende Zeitschrift heraus unter dem Titel „Beiträge zur Geschichte der Stadt Kleve”. Bis zum Jahre 1914 sind vier Hefte erschienen, dann setzte der Krieg dem Unternehmen ein Ende.”(5). Der erste Weltkrieg unterbrach das rege Vereinsleben, die letzte Versammlung fand 1917 statt. Vorsitzender war Landgerichtsrat Oppenhoff. Nach dessen Versetzung von Kleve vertrat ihn Justizrat Fleischhauer (7).

„Nach dem Kriege, als allerwärts die Heimatbewegung in weiten Kreisen neue Wurzeln fasste und sich zahlreiche Heimatvereine bildeten, hielt der Vorstand des Vereins die Zeit für gekommen, durch Umänderung der Satzung das Gebiet der Tätigkeit zu erweitern. Um diesen Zweck der Vereinsbestrebungen auch nach außen hin kenntlich zu machen, änderte man den Namen in „Clever Heimatbund” (Clever Geschichts- und Altertums Verein) und bekundete damit, dass er sich mehr als seither der Heimatpflege widmen wolle, dass er aber auf den bewährten Grundlagen der Altertums- und Geschichtsforschung weiterbauen werde.”(8) Beinahe enthusiastisch war die Reaktion in „Rund um den Schwanenturm”: „Der 17. Mai 1922 verdient einen besonderen Vermerk in der Klever Heimatgeschichte, ist doch an diesem Tag endlich zur Tat geworden, was seit Jahr und Tag an dieser Stelle gefordert und von allen Heimatfreunden gewünscht wurde.”(7) Unter dem Vorsitz des Justizrats Fleischhauer entfaltete der Verein eine rege Tätigkeit und gewann viele Mitglieder hinzu – 1926 waren es rund 220. Gutbesuchte Vorträge und Heimatabende standen auf dem Programm, Ausflüge fanden oft mehr als 100 Teilnehmer. Auch die 1928 als erste Ortsgruppe des Vereins „Linker Niederrhein” (heute Verein „Niederrhein”) gegründete Wanderabteilung unter Lehrer Schepers erfreute sich eines lebhaften Zustroms.

Große Verdienste erwarb sich der Verein um die Wiederbelebung des Museums. Mit dem Tode Prof. Mestwerdts im Jahre 1922 war das seit 1906 in der Aula der Landwirtschaftsschule an der Linde untergebrachte Museum mit der bedeutenden Altertumssammlung erloschen.(9) Erster Schritt war 1924 eine Ausstellung alter Drucke und Bilder aus Privatbesitz und namhaften Archiven im Spiegelturm. Der große Erfolg ermutigte den Verein, anlässlich der Jahrtausendfeier des Rheinlandes im folgenden Jahr eine weitere größere Ausstellung auszurichten. Dies war die Wiedergeburt des Heimat-Museums.(8) Unter der Bezeichnung „Kleverland-Museum” war es ab 1930 im Spiegelturm untergebracht. Herz und Motor war Studienrat Dr. Wilhelm Rehm. Sein Lebenswerk wurde gekrönt, als das „Heimat-Museum” 1935 wieder in den Räumen der alten Landwirtschaftsschule an der Linde eröffnete.

Prof. Dr. Georg Mestwerdt, Foto: Stadtarchiv Kleve
"Führer durch Cleve und Umgebung" (ca. 1913). Herausgegeben in Gemeinschaft mit dem Gemeinnützigen Verein der Stadt Cleve. Druck und Verlag von Fr. Boss Wwe., Cleve, Stadtarchiv Kleve.
Ein Blick in das Heimatmuseum an der Linde. Das Lebenswerk von Studienrat Wilhelm Rehm ist im Bombenhagel des 7. Oktober 1944 untergegangen. Privatbesitz: Photo Weber
Bürgermeister Reinier Corneli, Foto: Stadtarchiv Kleve
Schon im Jahr 1907 gab es in Kleve ein Verkehrsbüro, wie aus dem Führer durch Cleve und Umgebung", herausgegeben 1907 vom Vorstand des Gemeinnützigen Vereins, hervorgeht (Stadtarchiv Kleve).
Dr. Hans van Ackeren.

Inzwischen hatten die Nationalsozialisten die Macht ergriffen. Nachfolger von Justizrat Fleischhauer wurde Dr. med. van Rossum, der schon bei der Begründung des Heimatbundes 1922 hervorgetreten war. Dem Zwang der neuen Zeit entsprechend war er der „Führer” des Heimatbundes. „Führerstellvertreter” war der Leiter des „Kampfbundes für Deutsche Kultur”, Musikdirektor Hanns Schwarz. Im Zeitungsausschnittarchiv des Stadtarchivs Kleve finden wir über die Arbeit des Heimatbundes Berichte bis Ende 1936. Letzte uns hierdurch bekannte Veranstaltung war ein Lichtbildervortrag von Dr. Josef Stapper – „Wasserburgen am Niederrhein”. Nun wenden wir uns der Geschichte des Verkehrsvereins zu.

„Bis 1895 gab es in Kleve zwei Vereinigungen, die die Förderung des Fremdenverkehrs in ihr Programm aufgenommen hatten, den „Verein zur Hebung der wirtschaftlichen Interessen” und den „Verschönerungsverein”. Diese beiden Vereine wurden damals durch den auf Anregungen aus der Bürgerschaft gegründeten „Gemeinnützigen Verein” abgelöst.”(1) Der Verschönerungsverein wurde 1877 auf Initiative des rührigen Bürgermeisters Reinier Corneli gegründet. Ziel war es, engagierte Bürger für die öffentlichen Angelegenheiten zu gewinnen und das Schöne, das in Kleve vorhanden war, zu erhalten, zu fördern und Neues zu schaffen. Insbesondere sollte die Stadt auch für Fremde anziehender werden – alles klassische Aufgaben eines Verkehrsvereins. Dem Gründungskomitee gehörten neben Corneli Dr. Robert Scholten und der Hotelier Maywald an. Insbesondere Dr. Scholten widmete seine ganze Kraft dem Verschönerungsverein. 1882 löste er Corneli als 1. Vorsitzenden ab. Die Zusammenarbeit Cornelis mit Scholten und vielen anderen engagierten Bürgern war ein Glücksfall für die Stadt. Höhepunkt der Aktivitäten war Cornelis Lieblingsidee, die Internationale Jagdausstellung 1881, die ein großer Erfolg wurde. Sie machte Kleve in aller Welt bekannt und wurde für die Stadt zum Jahrhundertereignis. Als am 27. August 1882 auf dem Kleinen Markt das Schwanenritter-Denkmal enthüllt wurde, war Kleve endgültig Lohengrinstadt.(10)

Doch der Höhenflug dauerte nicht lange. Voller Enttäuschung verließ Corneli 1883 Kleve nach heftigen Auseinandersetzungen im Stadtrat. Sein Schwung und seine Ideen fehlten auch dem Verschönerungsverein. Ohne Unterstützung aus dem Rathaus standen Scholten und seine Getreuen auf verlorenem Posten. Im April 1886 erschien ein letzter Aufruf an die Bevölkerung, tatkräftig mitzuarbeiten, doch offensichtlich war die Resonanz nicht besonders groß. Erst im März 1889 regte es sich wieder mächtig im „schönen waldumkränzten Cleve”. In einem von 90 Mitbürgern unterzeichneten Aufruf wurde für die Bildung eines „Vereins zur Hebung des Fremdenverkehrs” geworben.(11) Neben Dr. Scholten hatten noch einige weitere ehemalige Vorstandsmitglieder des Verschönerungsvereins mit unterzeichnet, und es wurde ein „Comite zur Förderung der wirtschaftlichen Interessen Kleves” gebildet. Doch offensichtlich hat der sogenannte „Hebeverein” schon bald seine Tätigkeit eingestellt. (12)

Eine neue Initiative führte dann 1895 zur Gründung des „Gemeinnützigen Vereins". Er stellte sich die Aufgabe, „dem Wohle der Stadt zu dienen und den Fremden- und Badeverkehr zu heben" und „in Handel, Industrie und Gewerbe, in Kunst und Wissenschaft das Gedeihen Cleves zu fördern".(13)

Insbesondere durch die Aktivitäten des Generaldirektors Manger und des Oberingenieurs Rütter wirkte man einige Jahre erfolgreich. Doch um die Jahrhundertwende wurde es um den von Justizrat Fleischhauer geleiteten Verein ruhig. Das änderte sich erst, als Bürgermeister Dr. Wulff nach seinem Amtsantritt neuen Schwung und neue Ideen einbrachte. Besondere Verdienste um die Wiederbelebung des Vereins erwarb sich der praktische Arzt Dr. Hans van Ackeren, Vater des langjährigen Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden des Klevischen Heimat und Verkehrsvereins. Van Ackeren war bis 1910 Vorsitzender, ihm folgte bis 1913 Oberingenieur Rütter, anschließend übernahm Sanitätsrat Dr. Bergmann die Leitung. Die Arbeit wurde von der Stadtverwaltung tatkräftig unterstützt. Die Zusammenarbeit mit dem Bunde Deutscher Verkehrsvereine in Leipzig, dem man 1913 beitrat, förderte die Werbung für den Luftkurort Kleve im In- und Ausland. Ein Hauptaugenmerk richtete man auch auf die Verbesserung der Verkehrsverbindungen, insbesondere auf den weiteren Ausbau der Bahnlinien. Großer Wert wurde auch auf die Pflege der Straßen und Parkanlagen gelegt – kurz, man unternahm alles, den Gästen der Stadt einen möglichst angenehmen Aufenthalt zu vermitteln. Hierzu zählten natürlich auch die Organisation von kulturellen und wissenschaftlichen Veranstaltungen sowie der Betrieb der Kurmusik. Der erfolgreichen Arbeit setzte der 1. Weltkrieg ein jähes Ende. Natürlich blieben die Gäste aus, und der Kurbetrieb kam praktisch zum Erliegen. Der Verein versuchte, so gut es ging, weiterzuarbeiten. Man unterstützte das Deutsche Rote Kreuz und besorgte Weihnachtsgeschenke für die Soldaten im Felde. Nach dem Krieg zeugte die Herausgabe eines neuen, wichtigen „Führers durch Cleve” von ungebrochener Tatkraft. Doch 1923 waren durch die Inflation und die damit verbundene Erschütterung des gesamten Wirtschaftslebens alle Aktivitäten eingestellt. Im Jahre 1925 trat an die Stelle des Gemeinnützigen Vereins der Verkehrsverein, der seine Aufgaben ganz auf die Förderung des Fremdenverkehrs und die Werbung für Kleve als Luftkurort und Wohnsitz ausrichtete. Auf der Gründungsversammlung am 11. März, zu der die gesamte Bürgerschaft eingeladen war, referierte der Geschäftsführer des Mittelstandshauses, Dr. Josef Stapper, über das Thema: „Warum braucht die Stadt Kleve einen Verkehrsverein”. Spontan traten 150 Bürger bei.

Der Verein wurde am 7. Oktober 1925 als „Verkehrsverein Cleve” ins Vereinsregister eingetragen.(3) 1. Vorsitzender war Medizinalrat Dr. Wackers, 2. Vorsitzender Hotelier August Haarhaus, weitere Vorstandsmitglieder Landgerichtsrat Dinnendahl, Syndikus Dr. Girkes, Heinrich Lenkewitz, Josef Michels und Dr. Stapper, der auch die Geschäftsführung übernahm. Zur Bearbeitung einzelner Fragen wurden Ausschüsse eingesetzt.(15) Der Verein entfaltete eine rege Tätigkeit, und es gelang ihm, den durch den Weltkrieg, die nachfolgenden Besatzungsjahre und die Inflation zürn Erliegen gekommenen Fremdenverkehr wieder zu beleben. Die Gästezahl stieg sprunghaft an, und der Luftkurort Kleve wurde besonders aus den Niederlanden und dem Industriegebiet immer mehr besucht. Seit 1925 wurde Kleve auch als Tagungsort immer beliebter. Nach 1933 schaltete die nationalsozialistische Stadtverwaltung den Verkehrsverein aus und ersetzte ihn durch ein städtisches Verkehrsamt1, wobei der Verein offiziell weiterhin existierte. Noch im September 1933 erhielt dieser große Anerkennung von höchster Stelle, dem Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda. Doch im März 1934 wurde schon vom „Städtischen Verkehrsverein Bad Cleve e.V.” gesprochen. Als Adresse war der Pavillon am Bahnhof angegeben. Eine Änderung im Vereinsregister erfolgte allerdings erst am 5. April 1937, nachdem auf einer vorhergehenden Generalversammlung die Satzung neu gefasst und zum Vorstand des Vereins Bürgermeister Kurt Ebel bestellt worden war. Ab 28. März 1941 war dann die vom Präsidenten des Reichsfremdenverkehrsverbandes erlassene Mustersatzung für Fremdenverkehrsvereine gültig.(3) Der 2. Weltkrieg endete mit der völligen Zerstörung Kleves, für einen Verkehrsverein waren auf Jahre hinaus keine Aufgaben vorhanden. Hauptziel der Klever Bürgerschaft, die 1945 nach und nach aus Evakuierung und Gefangenschaft heimkehrte, war zunächst der Wiederaufbau der Stadt und des Gemeinwesens. Gefordert waren Gemeinschaftsgeist und Liebe zur Heimat. So war es ganz normal, dass sich immer mehr Bürger zusammenfanden, die den alten Klevischen Heimatbund wieder mit Leben erfüllten. Allen voran ging Dr. Josef Stapper, der sich schon am 15. April 1945 zum Wohle der Stadt als Bürgermeister zur Verfügung gestellt hatte. Am 30. Dezember 1948 wählten die Mitglieder Dr. Stapper zum 1. Vorsitzenden des Vereins. Die neue Satzung wurde am 16. März 1949 ins Vereinsregister eingetragen.(3)

„Das war die Geburtsstunde der Bauhütte Schwanenburg", wie er seine Initiative selbst nannte.(16)

Vom Schwanenturm, einst stolzes Wahrzeichen der Stadt und des Kleverlandes, ragte nur noch ein Stumpf in den Himmel. An seinen Wiederaufbau war zunächst nicht zu denken. Doch schon früh hatte Dr. Stapper eine Vignette „Denk an den Schwanenturm” entwerfen lassen. Kurz nach der Währungsreform am 20.06.1948 rief er eine Gruppe von Mitgliedern des Klevischen Heimatbundes zusammen, um über den Wiederaufbau des mächtigen Turmes zu beraten. Alle Beteiligten hatten Bedenken, dieses große Bauvorhaben schon jetzt in Angriff zu nehmen. Man hielt den Zeitpunkt für verfrüht und wollte das Bauwerk zunächst vor weiteren Schäden sichern. Doch Dr. Will konnte alle Zweifler überzeugen. Er glaubte fest an die Begeisterungsfähigkeit und Opferbereitschaft der Bürger und erklärte sich bereit, die Leitung der Aufbauarbeiten selbst in die Hand zu nehmen. „Das war die Geburtsstunde der Bauhütte Schwanenburg”, wie er seine Initiative selbst nannte.(16)

Von der Gründung eines eigenen Vereins wurde Abstand genommen. Ende September 1948 stellte Dr. Stapper die „Bauhütte Schwanenburg” als Abteilung des Klevischen Heimatbundes im Rahmen eines Pressegesprächs der Öffentlichkeit vor. Als Schirmherrn hatte man den „großen Sohn des Rheinlandes”, Dr. Konrad Adenauer gewinnen können. Schon am 3. November 1948 wurde der erste Stein für den Wiederaufbau des Schwanenturms gelegt.(17) Nicht einmal zwei Jahre später konnte im Rahmen einer Burgwoche das Richtfest gefeiert werden. Der Wiederaufbau des Schwanenturms wurde zum Symbol für den Wiederaufbau der Heimat, der 1. Oktober 1950 durch seine Bedeutung und die riesige Anteilnahme der Bevölkerung zum Jahrhundertereignis. Die gesamte Bürgerschaft konnte gemeinsam mit dem Klevischen Heimatbund und dem rührigen Vorsitzenden der Bauhütte stolz auf eine große Gemeinschaftsleistung sein. Dr. Heinz Will und den anderen Männern der ersten Stunde nach dem Kriege, Dr. Heinrich van Ackeren, Bernhard Baak, Dr. Friedrich Gorissen, Franz Matenaar und Dr. Josef Stapper sind wir zu tiefem Dank verpflichtet. Ihre persönliche Leistung und ihr Einsatz für das Gemeinwohl in verantwortlicher Tätigkeit im Klevischen Heimatbund und späteren Heimat- und Verkehrsverein werden uns stets Maßstab und Verpflichtung sein.

  1. Bernhard Baak, „Zerstörung, Wiederaufbau und Verwaltung der Stadt Kleve 1944-1957″, Boss-Druck und Verlag Kleve 1960, hrsg. von der Stadt Kleve, S. 228-231
  1. Niederschriften über die Mitgliederversammlungen des Klevischen Heimatbundes und Klevischen Heimat- und Verkehrsvereins, Franz-Matenaar-Archiv
  2. Amtsgericht Kleve. V.R. 36 und 110
  3. Friedrich Gorissen, „Traditionspflege in der kleinen Stadt, erläutert am Beispiel der Stadt Kleve (Archiv – Museum – Heimatverein) in: „Die kleine Stadt”, hrsg. vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz, Jahrgang 1959, S. 200-201
  4. unveröffentlichtes Manuskript von Friedrich Gorissen und Franz Matenaar, „Stadtarchiv Kleve”, ZAA: Clev. Geschichts- und Altertumsverein
  5. Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeindeangelegenheiten der Stadt Cleve für die Zeit vom 1. April 1902 bis 1. April 1910, S. 292
  6. Rund um den Schwanenturm, Nr. 21,21. Mai 1922
  7. Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeindeangelegenheiten der Stadt Cleve für die Zeit vom 1. April 1910 bis zum 31. März 1926, S. 450-451
  8. siehe Anm. 4, S. 190-191
  9. Friedrich Gorissen, „Geschichte der Stadt Kleve, von der Residenz zur Bürgerstadt, von der Aufklärung bis zur Inflation”, Boss-Druck und Verlag Kleve 1977, S. 373-396, 493
  10. Clevischer Volksfreund 1889, Nr. 24, Samstag, 23. März, Zweites Blatt, Stadtarchiv Kleve
  11. siehe Anm. 10, S. 461-462
  12. siehe Anm. 6, S. 287
  13. siehe Anm. 8, S. 515-517
  14. siehe Anm. 8, S. 517-518
  15. Heinz Will, Bauhütte Schwanenburg Kleve, Chronik, Der Wiederaufbau von 1948-1950, S. 3-5
  16. Stadtarchiv Kleve, ZAA „Burg”, Rheinische Post und Rheinecho